Geschichte der Murnauer Schützen
Bereits 1758 sind die Schützen des „gefreyten Marktes“ Murnau erwähnt, als ihnen vom Rentamt Murnau ein „Vorteil“ gewährt wurde. Dieser bestand darin, daß anstatt einer Zahlung von 15fl. Gulden nur 5 fl. Gulden jährlich beim Pfleger für Fourage, Lager, Büchsen etc. zu leisten waren. Der Vorteil war bis Ende 1763 gewährt worden.
Der Schützenmajor Georg Bayerlacher und Anton Horner beantragten 1763 beim durchlauchtigsten Churfürst gnädigsten Herrn für den gefreyten Markt Murnau eine Verlängerung für weitere sechs Jahre, da sie ihrer Pflicht zur Landesverteidigung genüge getan hätten. 1796 ist den hiesigen Murnauer Schützen die Bildung eines ordentlichen Corps und das Tragen einer selbstgewählten Uniform erlaubt worden. Außerdem sollte sich die Schützengesellschaft ein Regiment geben. Weder der Churfürstliche Hofrat, noch die Landesregierung konnten dagegen Einwendung machen: es sei denn, die Uniform wäre zu teuer.
1799 sollte ein einziges Corps in Bayern, gegliedert in ein Bataillon Oberbayern, ein Bataillon Unterbayern und Bataillon Gebirge, gebildet werden. (Für den Zeitraum von 1799 bis 1808 konnten leider keine brauchbaren Unterlagen über die Murnauer Schützen zusammengetragen werden).
1808 bedrohten Tiroler die bayerische Landesgrenze. Auch in Murnau wurde eine Füsilierkompanie aufgestellt. Die Offiziere und Chargen wurden von den Mitgliedern der Bürgerkompanie gewählt.
Seit dem 21.6.1808 folgten 82 Mann dem Kommando des Hauptmann Alois Gastl.
1809 griff diese Einheit in Spatzenhausen in das dort stattfindende Gefecht, der sog.
„Graf Arco Schlacht bei Spatzenhausen“ , mit ein.
1836 kam der Befehl zur Reorganisation der Füsilierkompanie. Der Weilheimer Landrichter Roll beauftragte mit dieser undankbaren Aufgabe den Silberarbeiter Josef Liebhart, der auch 25 Jahre Murnauer Bürgermeister war.
1837 wurde dann der Lebzelter Anton Forster zum Hauptmann gewählt, der aber schon nach einem Jahr seine Entlassung einreichte, da sich die Murnauer Bürger nur mit äußerster Mühe uniformieren ließen. Liebhart übernahm nun das Kommando. 1848 wurde eine zweite Land-wehrkompanie aufgestellt und es konnte ein Freikorps gegründet werden. Damit wurde Murnau vom Weilheimer Bataillon unabhängig.
1858 wurde Josef Liebhart durch die Verleihung des Goldenen Ehrenzeichens des Verdienst-ordens der Bayerischen Krone für seine großen Verdienste um die Murnauer Wehr ausgezeichnet. 1866 löste sich die zweite Kompanie auf.
Am 25.8.1868 rückte die noch bestehende Füsilierkompanie das letzte Mal aus.
Auf dem Eichholz wurde noch einmal eine Parade und das Landwehrschießen abgehalten.
1869 wurden die Bayerischen Gebirgsschützen, darunter auch die Murnauer Füsilier- oder Bürgerkompanie, aufgelöst.
Vom Gedanken zur Wiedergründung
Im Frühjahr 1984 regten Stefan Schalch sen. und Anton Wolf sen. die Wiedergründung der Gebirgsschützenkompanie Murnau an.
Nach einigen Vorgesprächen richtete sich ein Arbeitskreis zur Verfolgung dieses Ziels ein.
Am 7.9.1984 sprachen die Herren Schalch sen., Wolf sen. und Rudolf Utzschneider sen. beim Bataillonskommandant Georg Wörnle in Mittenwald vor. Dieser machte sie mit den in Zukunft zu bestehenden Aufgaben vertraut.
Herr Körner ließ dem Arbeitskreis einen Nachweis für das Bestehen einer GSK in Murnau vor 1810 zukommen, der sofort an Herrn Wörnle weitergesandt wurde.
Ein am 24.9.1984 von Rudolf Utzschneider sen. und Herrn Wörnle geführtes Telefongespräch ergab, daß nach dessen Meinung einer Wiedergründung nichts mehr im Wege stehe.
Herr Wörnle leitete die Unterlagen an den Bund der Bayerischen Gebirgsschützen-Kompanien weiter.
Am 25.9.1984 trafen in Weindorf im Musi-Stadl die Herren Michael Bocksberger, Georg Paintner, Rudolf Utzschneider sen., Stefan Schalch sen. und Anton Wolf sen. zusammen. Bei diesem Treffen wurde Rudolf Utzschneider sen. zum Sprecher des Ausschusses gewählt.
Durch konzentrierte und sachliche Arbeit waren der Entwurf einer Satzung sowie die Zusammenstellung der Montur schnell erarbeitet. Am 21.11.1985 sagte der Bürgermeister Werner Frühschütz im Namen der Gemeinde dem Ausschuß ebenso wie der Leiter des Murnauer Jugendblasorchesters Herr Willy Höcherl seine volle Unterstützung zu.
Es folgte jedoch wider Erwarten eine Zeit der Rückschläge.
Der Bund der Bayerischen Gebirgsschützen-Kompanien teilte mit, daß die ihm vorgelegten Unterlagen nicht zur Genehmigung der Wiedergründung ausreichen würden.
Nach langem, nervenzerrendem Schweigen wurde dem Ausschuß eröffnet, daß eine Standliste vorzulegen wäre.
Da jedoch keiner wußte, was sich hinter diesem Begriff verbirgt, konnte man sich auch nicht auf die Suche begeben. Erst mehrere Gespräche mit dem Bund, vertreten durch den Geschäftsführenden Offizier Herrn Wengermayer brachten Aufklärung. Es musste eine Liste vorgelegt werden, aus der der Name des Hauptmanns und die Stärke der Kompanie vor 1810 hervorging.
Eine solche war vorerst nicht auffindbar.
So begaben sich Rudolf Utzschneider sen. und dessen Sohn Josef auf die Suche. Die Zugehörigkeit in den Zuständigkeitsbereich des Landgerichts Weilheim konnte schnell in Erfahrung gebracht werden. Nachforschungen im Weilheimer Stadtarchiv führten indes aber zu keinem Ergebnis.
Am 8.3.1985 bekam Rudolf Utzschneider sen. nach einem Vorgespräch mit Herrn Pater Dr. Leo Weber aus Benediktbeuern die Bestätigung, daß Murnauer in den Jahren 1805 und 1809 in den Reihen der Gebirgsschützen standen. Ebensolches ergaben die von Josef Utzschneider gefundenen Quellen aus dem Bayerischen Hauptstaats; Abt. Kriegsarchiv in München.
Der Bund erkannte jedoch diese Unterlagen nicht als ausreichend an. Die Wiedergründung der Murnauer GSK schien immer unwahrscheinlicher zu werden.
Im April 1986 regte Herr Bgm. Frühschütz an, mit Herrn Archivar Kriner aus Mittenwald Kontakt aufzunehmen, der zur damaligen Zeit das Archiv von Oberammergau bearbeitete.
Am 22.6.1986 schickte Herr Kriner dem Ausschuß in Altenau gefundene Unterlagen, die wieder sehr zuversichtlich machte. Diese wurden umgehend an den Bund weitergeleitet, damit sie noch auf der Versammlung der Gauhauptleute am 26.9.1986 vorgelegt werden konnten.
Mit Schreiben vom 27.9.1986 gab Herr Landeshauptmann Stadler bekannt, daß diese Versammlung die Unterlagen überprüfen wolle. Danach soll dann über die Erteilung der Genehmigung zur Wiedergründung einer GSK in Murnau abgestimmt werden.
Die Abstimmung verlief zu Gunsten des Murnauer Antrags. All die geleistete Arbeit und investierte Zeit hatte sich gelohnt.
Am 29.11.1986 erhielten der Arbeitskreis zur Wiedergründung der Murnauer GSK, und Bgm. Frühschütz von der Landeshauptmannschaft des Bundes der Bayerischen Gebirgsschützen-Kompanien die Genehmigung, die Murnauer GSK wiederzugründen.
Die Gründungsversammlung mit der Wahl der kommissarischen Hauptmannschaft wurde am 11.1.1987 im Angerbräu in Murnau abgehalten.
Es wurden Rudolf Utzschneider sen. zum Hauptmann
Ludwig Eberle zum Leutnant und Kassier
Michael Bocksberger zum Leutnant zbV und
Heinz Keltz zum Leutnant und Schriftführer gewählt.
Verwunderlich und für uns wohl unerklärlich bleibt die Tatsache, daß uns am
25.4.1987 - nach der offiziellen Wiedergründungsversammlung - die Kopie einer Standliste, die uns viel Sucherei erspart hätte, erreichte.
Sei`s drum.....
Von einer Kompaniestärke von 60 Mann wurde damals ausgegangen, heute befinden sich 148
Mann in den Reihen der GSK Murnau.
Nun ist auch an der Zeit und hier ist der Ort, all denen Dank zu sagen, ohne die Murnau heute nicht dieses Fest feiern könnte und die im Hintergrund bleiben.
Besonderer Dank gebührt den Herren
Archivar Kriner, Mittenwald
Bürgermeister Frühschütz, Murnau
Bataillonskommandant Georg Wörnle, Mittenwald
Und den geduldigen Ehefrauen, ohne deren Rückhalt die Wiedergründung ebenso wenig wie die Aufrechterhaltung der Gebirgsschützenkompanie nicht denkbar gewesen wäre.
Rudolf Utzschneider
(Abschrift aus der „Festschrift zum Wiedergründungsfest der Gebirgsschützenkompanie Murnau 8. und 9. Juli 1989)